Technische,                 wirtschaftliche und ökologische Gründe fordern                 zunehmend Konstruktionen, die im Hinblick auf                 Werkstoffausnutzung optimal ausgelegt werden. In                 diesem Zusammenhang gewinnen Lebensdauervorhersagen                 mit möglichst ho her Vorhersagegenauigkeit immer                 mehr an Bedeutung. Ursache für die begrenzte                 Lebensdauer von Konstruktionen aus metallischen                 Werkstoffen unter zyklischer mechanischer                 Beanspruchung ist häufig die Bildung                 mikrostrukturell kurzer Risse an der Oberfläche.                 Diese Risse breiten sich aus, koalieren                 gegebenenfalls, werden „lang“ und führen                 schließlich zum Versagen des Werkstoffs. Bis zu 90                 % der Gesamtlebensdauer des Werkstoffs können durch                 die Initiierung und die Ausbreitung kurzer Risse                 geprägt werden. Da kurze Risse zudem unterhalb des                 Schwellenwertes des Spannungsintensitätsfaktors                 DKth des Langrisswachstums und mit sehr viel                 höherer Rissausbreitungsgeschwindigkeit wachsen                 können, birgt die Anwendung der klassischen linear                 elastischen Bruchmechanik (LEBM) die Gefahr der                 nichtkonservativen Auslegung. Während für lange,                 sich senkrecht zur Belastungsrichtung ausbreitende                 Risse (Stadium II) der Spannungsintensitätsfaktor                 zur Beschreibung des Risswachstums verwendet werden                 kann, ist bei mikrostrukturell kurzen Rissen die                 lokal auf die Hauptgleitebene wirkende                 Schubspannung relevant (Stadium I). Dabei ist die                 Ausbreitung kurzer Risse durch eine Wechselwirkung                 mit der Mikrostruktur gekennzeichnet. So stellen                 beispielsweise Korngrenzen eine Barriere für die                 Rissausbreitung dar. Besonders interessant für die                 Untersuchung des Einflusses der Mikrostruktur sind                 mehrphasige Werkstoffe, da hier neben der                 Barrierewirkung von Korngrenzen auch eine                 Barrierewirkung von Phasengrenzen beobachtet                 werden kann. Ziel des interdisziplinären Projektes                 ist es, das vom Langrisswachstum abweichende                 Ausbreitungsverhalten kurzer Risse quantitativ zu                 verstehen und daraus eine Verbesserung der bislang                 recht unsicheren Berechnung der Lebensdauer bis zur                 Entstehung eines technischen Anrisses abzuleiten.                 Dazu wird ein bereits bestehendes zweidimensionales                 numerisches Modell zur Rissausbreitung                 dahingehend weiterentwickelt, dass unter                 Einbeziehung von Risskoaleszenz sowie Korngrößen-                 und Kornorientierungsverteilung schließlich eine                 Berechnung des Risswachstums auch unter komplexen                 Bedingungen, wie z.B. Überlasten, durchgeführt                 werden kann. Die Abbildung 1 zeigt beispielhaft                 einen mit Hilfe des numerischen                 Rissausbreitungsmodells simulierten Stadium I-Riss                 in einem einphasigen Modellgefüge.    Ein Videoclip, der die                 simulierte Rissausbreitung in einem zweiphasigen                 Gefüge zeigt, kann hier herunter geladen werden.                 Anhand des Videoclips wird der unterschiedliche                 Einfluss von Korn- und Phasengrenzen auf die                 Rissausbreitung deutlich. |