Beurteilung von Lärm und seinen Wirkungen
Vorlesungsbegleitendes Material* |
Lernziele / Kompetenzen:
Die Hörer sollen befähigt werden, sich in wichtigen Maßsystemen der Akustik zurechtzufinden, und in die Lage versetzt werden, in Betrieben vorkommende Belastungen durch Lärm richtig einzuschätzen und arbeitswissenschaftlich-ergonomisch zu beurteilen, sowie einschlägige gesetzliche Verordnungen, Unfallverhütungsvorschriften sowie Normen und VDI-Richtlinien problemadäquat zu nutzen, so dass Analyse- und Beurteilungsergebnisse einer Nachprüfung durch die Technischen Aufsichtsbeamten der Berufsgenossenschaften oder die Gewerbeaufsicht standhalten.
Der Hörer lernt die Palette negativer Wirkungen unerwünschter Schallbelastungen kennen, die von psychischen Effekten des „sich Ärgerns“, vegetativen Veränderungen im Gefolge des Stressmechanismus, Verminderung des Konzentrationsvermögens bis zu psychosomatischen Erkrankungen (Magengeschwüren, Schlafstörungen etc.) und irreparablen pathologischen Veränderungen des Gehörorgans reicht. Der Hörer lernt einzuschätzen, wie die Inanspruchnahme des menschlichen Gehörs durch Schallbelastungen neben der individuellen Konstitution des Menschen im Wesentlichen von der Intensität, der Einwirkzeit und der frequenzmäßigen Zusammensetzung der akustischen Ereignisse abhängt. Zudem wird ihm vermittelt, dass Schallmessungen verständlicherweise nicht nur örtliche und zeitliche Momentaufnahmen des zu erfassenden Umweltfaktors „Lärm“ darstellen dürfen. Vielmehr müssen für eine repräsentative Beurteilung der akustischen Verhältnisse am Arbeitsplatz Einzelwerte zusammengefasst werden. Das gilt in frequenzmäßiger Hinsicht genauso wie für die räumliche Mittelung der Werte der Emission zur Kennzeichnung einer schallemittierenden Maschine. Und das gilt insbesondere für die zeitliche Mittelung, bei der Berechnung des in der Arbeitswissenschaft geläufigen und in Verordnungen und Richtlinien stets angesprochenen Beurteilungspegels oder Tageslärmexpositionspegels.
Inhalt:
- Bedeutung des Hörvorgangs und Aktualität der Lärmschwerhörigkeit als Berufskrankheit
- Physiologie des Hörens und Grundlagen der Physik des Schalls
- Physikalische Begriffe und Definitionen (Schall, Ton, Klang, Geräusch, Lärm)
- Aufbau und Übertragungsmechanismen des Ohres
- Schallmesstechnik, Bewertung und Beurteilung von Schallexpositionen
- Berücksichtigung der Dimension der Intensität von Schallereignissen: Schalldruck, Bezugsschalldruck, Schalldruckpegel in dB
- Berücksichtigung der Dimension der Frequenz von Schallereignissen: Phonlinien, Einwertmessungen durch Bewertungsfilter (dB(A), dB(B), dB(C), dB(D)),
Pegelmessungen in Teilfrequenzbereichen - Berücksichtigung der Dimension der Zeit (Einwirkdauer) von Schallereignissen: Mittelungspegel, äquivalenter Dauerschallpegel, Beurteilungspegel
- Lärmdosimetrie und Probleme der energetischen Mittelung (Halbierungsparameter)
- Einfluss der Entfernung „Schallquelle – Immissionsort“
- Messtechnische Berücksichtigung der Mikrostruktur von Schallereignissen
- Wirkungen des Lärms auf den Menschen
- Extra-aurale (nicht im Gehör liegende) Wirkungen: Lärm als Stressor, Lärm und Leistung
- Aurale Wirkungen: Lärm- und Sprachverständlichkeit, Aufbau und Abbau einer Vertäubung (Temporary Threshold Shift, TTS), Irreversible Hörschwellenverschiebung (Permanent Threshold Shift PTS), Altersschwerhörigkeit, Lärmschwerhörigkeit, Risiko eines Lärmhörschadens in Abhängigkeit von Beurteilungspegel und Expositionszeit
- Gesetzliche Vorschriften zum Lärmschutz und Untersuchungsverfahren zum Gesundheitsschutz
Vorlesung im Sommersemester ECTS-CP: 3 2 SWS
*) Das Vorlesungsskript ist mit einem Kennwort geschützt. Das Kennwort wird in der Vorlesung bekanntgegeben